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Aus den Erinnerungen von Hermann Bubendey:

Nach ständigem Vertrösten – bedingt durch die Schlechtwetterlage – war der Zeitpunkt zum Weiterflug nach Finnland gekommen!

Dieses Land hoch im Norden Europas mit seinen 5.000 Seen hatte mich in frühester Jugend schon fasziniert, und nun sollte der Jugendtraum in Erfüllung gehen!

Am 16.1.1944 nach 1 Woche Zwangsaufenthalt – bereichert durch gute Eindrücke von Land und Leuten – um 7 Uhr Abfahrt vom Nobelhotel Bristol und um 8 Uhr Abflug mit einer Kurier Ju 52 nach Pori. Schweden hatte den Überflug an Bedingungen geknüpft. So nahm mir ein Feldwebel die Pistole und den Fotoapparat ab und nahm sie bis zum Erreichen der finnischen Grenze unter Verschluss. Infolge des Kälteeinbruchs hatten wir uns warm angezogen und fühlten uns mit angelegter Schwimmweste und Fallschirm ziemlich unbeweglich. Das schneebedeckte Land unter uns war sehr eintönig, leicht hügelig. Infolge eingetretenen Schlechtwetters: Qubi (keine Starterlaubnis). Wir aßen in der Kantine des Fliegerhorstes und quartierten uns im Fliegerhorst ein.

Am Fliegerhorst wechselten wir unser Geld in Finnmark um und gingen am Nachmittag in die Stadt, wo wir uns in einem gut eingerichteten Café eine Mahlzeit mit Huhn zu Gemüte führten und dazu Rum (gegen die – für uns – sibirische Kälte). Am Abend suchten wir das 1. Hotel am Platze, das Hotel Ottavia, auf und aßen Schnitzel – und das mit musikalischer Begleitung durch eine Kapelle. Bei unserer Rückkehr zum Fliegerhorst machten wir eine erstaunliche Feststellung: Seit 4 Kriegsjahren erlebten wir zum 1. Mal wieder eine hell beleuchtete Stadt!! Die Straßen, die Geschäfte, die Häuser unverdunkelt – wann werden wir das mal wieder in Deutschland haben?

In dem Hotel saßen 2 finnische Laborantinnen aus einem nahen Industriewerk mit uns am Tisch. Wir sprachen über Gott und die Welt, aber nicht über den Krieg und waren sehr erstaunt, wie gut diese jungen Frauen die deutsche Sprache beherrschten. Die finnische Sprache ist so schwierig wie auch die ungarische (angeblich die einzigen Sprachen in Europa, die nicht indogermanischen Ursprungs sind).

17.1.1944 -  9.30 Uhr Abflug mit einer Ju 52 nach Norden, kurze Zwischenlandung in Kemi. Nach kurzem Aufenthalt Weiterflug. Die Sonne stand schon sehr tief am Horizont. Um 14 Uhr Landung in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands, die dann für gut 10 Monate mein Standort werden sollte. Es war bitterkalt und ich fuhr mit einem LKW zum Hauptquartier des Kommandierenden Generals der deutschen Luftwaffe in Finnland – untergebracht in Baracken außerhalb der Stadt Rovaniemi. Ich meldete mich beim Kommandanten des Stabsquartiers, dem Chef des Stabes Oberst i.G. von Cramon, dem Adjutanten Major von Katte, und dem Quartiermeister, meinem unmittelbaren Vorgesetzten Oberst Berkenhoff. Im Kasino Vorstellung und Meldung beim Befehlshaber, dem General der Flieger Schulz…. (Fortsetzung in den Erinnerungen)



Fotos (Dias) aus dem Jahr 1944, aufgenommen von H. Bubendey